Die Betriebsjubilare und die für ihre Verbesserungsvorschläge prämierten Hamburger-Rieger-Mitarbeiter mit der Geschäftsleitung. Foto: fal
Ein Jahr im Zeichen der Expansion
Hamburger-Rieger-Weihnachtsfeier: Zentrale Aufgabe war 2014 die Integration des neuen Gelsenkirchener Werkes
„2014 war für Hamburger-Rieger kein einfaches Jahr. Es war kein Super-Jahr, aber doch ein sehr ordentliches, gutes.“ Diese Bilanz hat Hamburger-Rieger-Geschäftsführer Andreas Noss bei der Weihnachtsfeier im Landgasthof Huber in Purkering gezogen. Weil die Papiermaschine II nicht besonders gut gelaufen sei, habe man das Planergebnis in Trostberg zwar nicht ganz erreicht, in der Prinzhorn-Gruppe aber insgesamt schon. „Jedenfalls werden wir uns die Markt- und Qualitätsführerschaft nicht aus der Hand nehmen lassen.“
[sam id=“8″ codes=“true“]„Das zentrale Ereignis 2014 war die Übernahme der Fabrik in Gelsenkirchen“, sagte Noss. „Die Entscheidung war richtig und gut, das hat Cord Prinzhorn heute in unserem Telefonat noch einmal bestätigt.“ Der Chef der Unternehmensgruppe wollte eigentlich zur Feier nach Purkering kommen, hing aber in Serbien fest, wo er laut Noss die Expansion des Konzerns weitertreiben will. Diesem Expansionskurs sei es zu verdanken, dass jetzt auch in Gelsenkirchen die Trostberger Rieger-Fahne an der Pforte einer Papierfabrik weht.
Ende Februar war bekannt geworden, dass die österreichische Hamburger-Rieger-Mutter, die Prinzhorn-Holding, die Papierfabrik Fritz Peters GmbH & Co.KG in Gelsenkirchen gekauft hat, Anfang Juni hatten die Kartellbehörden das Geschäft rückwirkend zum 1. Januar 2014 abgesegnet. Seither arbeiten alle Beteiligten an der möglichst reibungslosen Integration des Gelsenkirchener Werkes und seiner rund 140 Beschäftigten in die Hamburger Rieger Containerboard. Die Prinzhorn-Holding beschäftigt jetzt mehr als 4.800 Mitarbeiter in 13 Ländern.
Die Papierfabrik Peters wurde im Jahr 1972 gegründet. Seit der Zeit haben die Mitarbeiter die Jahrestonnage auf 205.000 Tonnen Wellpappe-Rohpapiere und Gipsplattenkarton mehr als verdreifacht. Die Fabrik hatte sich im Laufe der mehr als vier Jahrzehnte im Ruhrgebiet zum lokalen Marktführer entwickelt. „Wir erwarten uns mit der Eingliederung des Werks Gelsenkirchen zahlreiche Synergien mit den anderen deutschen Produktionsstandorten der Gruppe“, sagte Vorstandsvorsitzender und Eigentümervertreter Prinzhorn dem „Industriemagazin“. Peters ist auf die Produktion von Verpackungspapieren, technischen Spezialpapieren wie weiße und braune Testliner sowie Gipsplattenkarton spezialisiert. „Der neue Standort im Herzen Deutschlands ermöglicht es uns, die Transportwege zu unseren Kunden sinnvoll zu optimieren.“ Die Übernahme sei Ergebnis der langfristig ausgerichteten Expansionsstrategie sowie der konsequenten Integration vom Rohstoff Altpapier bis zur hochwertigen Verpackung.
Durch die Peters-Übernahme erhöht sich die Produktion von Hamburger Rieger in Deutschland auf rund 670.000 Tonnen Wellpappe-Rohpapiere. „Nicht zuletzt mit Hilfe der Integration des Gelsenkirchener Werkes ist es gelungen, die Weißkapazität zu erreichen, die wir uns vorgenommen haben“, sagte Noss. Obwohl Trostberg etwas hinter den Zielen blieb, zollte der Geschäftsführer seinen Mitarbeitern Respekt: „Wir haben alle gekämpft und Fortschritte gemacht.“ In Spremberg sei das erste Halbjahr sehr gut gelaufen, das zweite habe dagegen „etwas geschwächelt“. Insgesamt aber passten Qualität, Portfolio, Kostenstruktur und Abläufe.
Die kommenden Herausforderungen für den Konzern sind laut Noss der Kraftwerksbau am ungarischen Standort Dunaujvaros und die Modernisierung der Produktionsanlagen des türkischen Papier- und Verpackungsherstellers Dentas Ambalaj Ve Kagit Sanayi A.S., den die Prinzhorn-Holding vor zwei Jahren übernommen hatte. „Der Umbau der Anlagen in der Nähe von Istanbul ist ein schwieriges, ein anspruchsvolles Projekt, das uns intensiv beschäftigt hat und uns weiter beschäftigen wird.“ Außerdem werde am Standort in Spremberg eine Streichanlage eingebaut, in Gelsenkirchen würden Maschinen umgebaut. Nach hohen Investitionen in Trostberg sei jetzt eine Zeit der Konsolidierung. „Aber auch jetzt sind schon wieder die PM II und die KM I Weiterentwicklungen geplant“, versprach Noss. „Sie sehen, wir bleiben auf dem Gas. Es gibt kein Jahr, in dem wir uns zurücklehnen und uns ausruhen. Die Marktwirtschaft verdammt uns dazu, immer wieder eine Schippe draufzulegen.“
Noss erinnerte an ein Jubiläum, das im vergangenen Jahr zwar nicht groß gefeiert wurde, das aber weitreichende Konsequenzen für den Standort Trostberg hatte: der Kauf der Papierfabrik Rieger durch Thomas Prinzhorn jährte sich zum 25. Mal. Diese Konstellation bezeichnete der Geschäftsführer als ideal: „Man kann davon ausgehen, dass es uns unter einem anderen Eigentümer in dieser Form nicht mehr gäbe.“ Mit der Fusion mit Spremberg sei Hamburger Rieger noch erfolgreicher geworden, und durch die Integration des Gelsenkirchener Werkes werde diese Entwicklung fortgesetzt. „Wir sind eine Super-Truppe und die Kollegen aus Gelsenkirchen passen super zu uns“, stellte Noss fest. Abschließend dankte er der Belegschaft für ihr Engagement, ihren Ideenreichtum und ihre Loyalität.
Dass dieser Ideenreichtum bei Hamburger Rieger gelebt wird, führte Werksleiter Georg Voit vor Augen: Andreas Zahn, Rexhep Elshani und Christian Zwirglmaier hatten Verbesserungsvorschläge eingereicht, mit deren Hilfe die Produktionsabläufe optimiert, Kosten eingespart, die Produktqualität verbessert und das Verletzungsrisiko für die Mitarbeiter minimiert werden. Voit überreichte Elshani und Zahn für ihre Vorschläge Prämienschecks über 3.500 und Zwirglmaier einen Scheck über 5.000 Euro.
Die Verbundenheit der Beschäftigten mit „ihrem“ Werk in Trostberg würdigte der kaufmännische Leiter Klaus H.L. Müller: „Bei uns bleiben die Mitarbeiter sehr lange – so schlecht kann’s bei uns also nicht sein.“ 37 Hamburger-Rieger-Beschäftigte zeichneten er, Betriebsrat Richard Sinzinger und Dr. Doreen Wächtler, Personalleiterin in Spremberg, für ihre Treue zum Unternehmen aus – 16 davon für eine Betriebszugehörigkeit von 30 Jahren und mehr. Mit 40 Jahren im Konzern feierte Harald Stanzel heuer das höchste Jubiläum.
Trostbergs Erster Bürgermeister Karl Schleid betonte in seinem Grußwort die vertrauensvolle Zusammenarbeit von Hamburger Rieger und Stadt. „Wir haben eine sehr gute Partnerschaft, da braucht jeder den anderen.“ Er bezeichnete die Investitionstätigkeit des Konzerns und den langfristigen Gasabnahmevertrag zwischen Unternehmen und Kommune als deutliches Indiz für die Standorttreue des Betriebs. Im Gegenzug habe die Stadt planerische Probleme, die sich durch die Ansiedlung des Lebensmittelmarkts am Riegerknoten ergeben hätten, abgewendet. „Rewe wollte eine Umwidmung in ein Sondergebiet Einzelhandel. Das hätte unabsehbare Konsequenzen für die weitere Entwicklung des Rieger-Standorts Trostberg gehabt. Wir haben den Rewe-Antrag abgelehnt – und drum ist der Markt so klein, wie er ist.“
Schleid war aber nicht nur zur Weihnachtsfeier eingeladen worden, um ein Grußwort zu sprechen, er bekam auch etwas mit auf den Weg – und zwar einen Spendenscheck in Höhe von 2.000 Euro. „Hamburger-Rieger spendet an allen seinen Standorten für die Flüchtlingshilfe. Wir haben heuer zu Weihnachten auf Kundengeschenke verzichtet und stellen das Geld der Stadt Trostberg zur Verfügung, die es für die Asylsuchenden einsetzen soll“, sagte Noss. Die Integration von Ausländern sehe er als wichtige Aufgabe, die nicht zuletzt auch der regionalen Wirtschaft nutze.
Hamburger-Rieger-Geschäftsführer Andreas Noss (rechts) überreichte Trostbergs 1. Bürgermeister Karl Schleid einen Spendenscheck in Höhe von 2.000 Euro für die Asylsuchenden. Fotos: fal
Die Hamburger-Rieger-Jubilare:
Zehn Jahre: Marco Dotzauer, Tanja Seidl, Christian Wimmer, Martina Freutsmidl, Frank Gries, Christine Leitner, Georg Voit; 15 Jahre: Wilfried Scherbauer, Konrad Schusser; 20 Jahre: Friedrich Rodmacher, Adolf Rodmacher, Alexei Donhauser, Thomas Bozner, Andreas Noss, Andreas Schamber, Richard Neu, Horst Tischlinger, Josef Egginger, Renate Stöger-Pleckovic, Robert Straga; 25 Jahre: Werner Gottschling; 30 Jahre: Sabine Bauer, Alfred Schmidhuber, Faruk Saldiran, Anton Oberhofer, Manfred Freutsmiedl, Horst Lanzl, Josef Straub, Wolfgang Tremmel, Werner Wagner, Jakob Ochs, Georg Bernauer; 35 Jahre: Ernst Empl, Johann Hunker, Manfred Empl, Kurt Holzner; 40 Jahre: Harald Stanzel.
(21. Dezember 2014)
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