Besuch aus Österreich: Harald Ganster, Geschäftsführer der Hamburger Rieger Gelsenkirchen Verwaltungs GmbH, war bei der 90-Jahr-Feier der KM1 in Trostberg zu Gast. Fotos: fam
Unternehmen feiert „alte Dame“
Erfolgsgeschichte bei der Papierfabrik Hamburger Rieger: KM1 seit 90 Jahren in Betrieb – „Maschine ist keine Liebhaberei“
Von Michael Falkinger
Eine Maschine feiert Geburtstag: 1925 hat die Papierfabrik Rieger die Rundsiebkartonmaschine KM1 in Betrieb genommen. 90 Jahre später ist die Maschine aber noch längst nicht reif fürs Industriemuseum. „100 Jahre KM 1“ lautet das Ziel von Geschäftsführer Andreas Noss, das er am Freitag bei der Feierstunde anlässlich des 90. Jubiläums der Kartonmaschine ausrief.
[sam id=“8″ codes=“true“]Zahlreiche Gratulanten waren gekommen: von den Mitarbeitern und Mitgliedern der Familie Rieger über Bürgermeister Karl Schleid und Vertreter des Stadtrats bis hin zum Geschäftsführer der Hamburger Rieger Gelsenkirchen Verwaltungs GmbH, Harald Ganster, der aus Österreich angereist war. Hamburger Rieger gehört zur Prinzhorn Holding, die ihren Sitz in Österreich hat.
13 Jahre, nachdem Johann Rieger in Trostberg eine Pappenfabrik gegründet hatte, konnte das Unternehmen 1925 mit der KM1 die Tagesproduktion auf zwölf Tonnen steigern. „Damals wurden die Waren noch per Waggon an den Kunden gebracht, und dementsprechend wurde die Produktion in Waggonladungen zu je zehn Tonnen gemessen“, erzählte Noss.
Im Laufe der Jahre gab es immer wieder Optimierungen der Verfahren, Maßnahmen zur Produktionssteigerung und die Entwicklung neuer Sorten sowie Investitionen und Sanierungsmaßnahmen. 1989 kam es zur Zäsur, als die Ära des Familienunternehmens Rieger zu Ende ging und die W. Hamburger GmbH den Betrieb übernahm. Aus der Papierfabrik Rieger wurde die Papierfabrik Hamburger Rieger. Auch die Produktmengen nahmen andere Dimensionen an: 1925 waren es noch 291 Waggonladungen, was 2.910 Tonnen entspricht. Heute sind es rund 25.000 Tonnen, die die KM1 jährlich produziert.
„Die Erwerbung einer Rundsiebkartonmaschine war beinahe einem Zufall zuzuschreiben“, zitierte Noss bei der Feier am Freitag aus der Familienchronik von Ernst Rieger. Die Pappenfabrik Buhs & Kaye in Langelsheim im Harz hatte die Kartonmaschine von der Maschinenfabrik Heerbrandt in Raguhn bei Leipzig bezogen, konnte sie jedoch wegen finanzieller Schwierigkeiten nicht mehr aufstellen. Die Trostberger Pappenfabrik kaufte sie 1924 zu günstigen Bedingungen und stellte sie ein Jahr später in einem Anbau am Hauptgebäude auf. Gleichzeitig installierte die Firma zwei Dampfmaschinen mit 60 und 48 PS sowie zwei große Holländer – Maschinen zur Papierherstellung. Im September 1925 ging die neue Anlage mit vier Rundsieben und zehn Trockenzylindern in Betrieb.
Um- und Anbaumaßnahmen bei der KM1 erfolgten im Jahr 1932, in dem die Firma bereits 3.740 Tonnen Karton herstellte, sowie 1951 und 1955. „1961 folgt die Erweiterung auf neun Rundsiebe“, berichtete Noss aus der Firmengeschichte. „In den Folgejahren entwickeln sich Qualität und Menge der KM1 weiter, während der Standort Trostberg ausgebaut wird.“
1970 bekam die KM1 mit der KM2 eine Schwester; damit lag die Jahresmenge bei etwa 50.000 Tonnen Karton. Über die Jahre stellte Rieger die Rohstoffbasis von Holzschliff auf Altpapier um. 1992 nahm die Papiermaschine PM2 ihren Betrieb auf; die KM2 war zu diesem Zeitpunkt nach 22 Jahren bereits Geschichte. Mit der Installation eines Streichwerks an der KM1 erweiterte Hamburger Rieger 1995 gezielt seine Produktpalette. „Die Oberflächeneigenschaften des Kartons aus Trostberg sind – auch heute noch – ein Alleinstellungsmerkmal der KM1“, betonte Noss. „Die KM1 ist auch keine Liebhaberei, sondern die Maschine muss jedes Jahr nachweisbar einen konkreten Ergebnisbeitrag leisten. Und das tut sie auch.“ Genau deshalb solle die 90-Jahr-Feier auch kein Abgesang auf die KM1 sein, sondern eine Feier für die 90-jährige Erfolgsgeschichte, sagte der Geschäftsführer. „Und darüber hinaus die Initialzündung, die ,alte Dame‘ weiterzuentwickeln und vielleicht ja zukünftig noch die eine oder andere Tonne mehr rauszukitzeln.“ Noss: „,KM 4.0‘ könnte hier die Überschrift lauten.“
Ganster würdigte das Verdienst der Gründerfamilie Rieger, die die Wurzeln gesetzt habe für das heutige Unternehmen, das sich als Spezialist und Nischenanbieter im Kartonbereich einen Namen gemacht habe und eine feste Größe auf dem Markt sei. „Die KM1 ist die Basis und das Herz der heutigen Firma. “
„Heute sind wir stolz“, sagte Ganster. Der Tradition verpflichtet und um sie fortzuführen, habe das Unternehmen daher auch den Namen Rieger in den Firmennamen aufgenommen. Gansters Dank galt Noss, der darauf achte, dass das Unternehmen floriert. Er sei „Vater und Triebfeder der Entwicklung“. Auch Bürgermeister Schleid bezeichnete die Entwicklung des Unternehmens als Erfolgsgeschichte.
Nächstes Ziel „100 Jahre KM1“: Hamburger-Rieger-Geschäftsführer Andreas Noss gab bei der 90-Jahr-Feier diese Parole aus. Er appellierte an seine Mitarbeiter, an der weiteren positiven Entwicklung der Kartonmaschine zu arbeiten.
(11. Oktober 2015)
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