Jubiläums-Bergmesse auf etwa 1400 Metern Höhe: Die Trostberger Alpenvereinssektion feierte am Sonntag den 50. Geburtstag ihrer Hütte auf der Hochalm. Foto: Ingrid Klein
Trostbergs höchstgelegenes Domizil
Festabend und Geburtstags-Bergmesse: Alpenvereinssektion feiert 50. Jubiläum ihrer Hütte
Von Ingrid Klein und Michael Falkinger
Trockenes Wetter und sogar einzelne Sonnenstrahlen haben am Sonntag die traditionelle Bergmesse auf der Hochalm am Sonntagshorn begleitet, zu der die Trostberger Alpenvereinssektion zusammen mit dem katholischen Pfarrverband Trostberg eingeladen hatte. Der Gottesdienst auf der Terrasse vor der Trostberger Hütte stand ganz im Zeichen des 50. Geburtstags der Sektionsunterkunft, die am 23. Oktober 1966 eingeweiht worden war. Ausgehend vom Evangelium von der Verklärung des Herrn auf dem Berg, in dem der Apostel Petrus vorschlägt „Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen“, führte Stadtpfarrer Paul Janßen die Bedeutung eines solchen Bauwerks vor Augen.
[sam id=“8″ codes=“true“]Jeder kenne die Situation: Ein Wanderer besteigt einen Berg, genießt die Schönheit der Natur und denkt: „Hier möchte ich bleiben, nicht nur kurze Zeit, nicht nur ein paar Stunden, sondern vielleicht sogar ein paar Tage.“ Eine Unterkunft – wie eben die Trostberger Hütte – biete Wanderern die Möglichkeit, da zu bleiben, wo es ihnen gefällt, einfach mal zu verweilen, eine schöne Zeit miteinander zu verbringen, ohne gleich wieder weitergehen zu müssen. Hier könne ein Bergsteiger durchatmen und neue Kraft für den Alltag schöpfen.
Viele Mitarbeiter beim Hüttenbau waren zur Bergmesse gekommen, und Pfarrer Janßen bedankte sich für ihren Einsatz, mit dem sie so etwas Wertvolles geschaffen haben. Die Stadtkapelle Trostberg umrahmte den Gottesdienst, zum Abschluss gaben die Musiker ein weit klingendes und von den Berghängen zurückhallendes „La Montanara“ zum Besten.
Die Abordnung der Stadtkapelle gestaltete auch die anschließende Geburtstagsfeier der Trostberger Hütte mit stimmungsvoller Musik und Melodien zum Mitsingen. Dank des überraschend guten Wetters saß man auf der Terrasse noch lange gemütlich zusammen.
So sind die Befürchtungen des Zweiten Sektionsvorsitzenden Herbert Wunder nicht eingetreten: Beim Festabend des Trostberger Alpenvereins anlässlich des 50. Hütten-Jubiläums im Hotel „Pfaubräu“ wenige Tage vor der Bergmesse hatte Wunder noch bezweifelt, dass es am Sonntag trocken bliebe. Zahlreiche Gäste – darunter auch mehrere, die am Hüttenbau beteiligt gewesen sind – waren in den „Pfau“ gekommen, um sich an alte Zeiten zu erinnern. Einige Hüttenbauer schnappten sich während des Abends das Mikrofon, um Anekdoten von den Arbeiten zu erzählen. So waren die Trostberger zum Beispiel recht findig, wenn es darum ging, Baumaterial und Biertragerl über die deutsch-österreichische Grenze am Steinpass zu schmuggeln. 1966 gab es ja noch Schlagbäume, das Schengener Abkommen war lange noch nicht in Sicht, Österreich noch nicht einmal EU-Mitglied. Erst 1997 beseitigte Österreich die Grenzkontrollen zu Deutschland. Da kam es 1965 und 1966 schon mal vor, dass die Trostberger Hüttenbauer Rohrleitungen in Paddelbooten versteckt über die Grenze schafften. Ab und zu flogen die Freizeit-Schmuggler auf, und sie mussten zahlen. Doch gab es auch Tage, an denen der Zöllner den Trostbergern wohlgesonnen war und beide Augen zudrückte.
Alles in allem leisteten die Hüttenbauer 8.900 ehrenamtliche Arbeitsstunden, bilanzierte Wunder am Festabend. „Sie hatten einen gemeinsamen starken Willen, dieses Projekt zu stemmen“, sagte der Zweite Sektionsvorsitzende. Sie haben sich für die gemeinsame Sache begeistern lassen. „Der Aufwand und die Mühe haben sich wirklich gelohnt“, betonte Wunder und fügte hinzu: „Wir halten das Bauwerk nach wie vor in Ehren.“
Auf die Jahre um den Hüttenbau blickten die beiden Archivare der Sektion, Dr. Herwig Höger und Robert Hesse, zurück. Höger erinnerte etwa an die Sonntagshornrennen, die nicht nur Läufer anzogen, sondern schon fast Volksfeste für die Trostberger waren. Er nannte auch das Jahr 1959, als der Alpenverein auf der Hochalm den Brandner-Kaser gepachtet und ihn zu einer bescheidenen Sektionshütte ausgebaut hat.
Die Trostberger fühlten sich in ihrem Domizil zwar wohl, doch wurde die Hütte mehrmals im Jahr für den Besucherstrom zu klein. Zudem konnte die Sektion den Kaser wegen des Almbetriebs im Sommer nur im Winter nutzen. Es erwachte der Wunsch nach einer eigenen, größeren Berghütte. Als treibende Kraft erwies sich dabei der damalige Sektionsvorsitzende Michael „Simmerl“ Reisinger.
Wie wichtig den Trostbergern das Projekt war, zeigte sich 1964 in einer Mitgliederversammlung mit 110 Teilnehmern, die sich einig waren, dass eine Sektion einer Stärke des Trostberger Alpenvereins ein eigenes Haus braucht. In der Hauptversammlung ein Jahr darauf verkündete Reisinger: „Das Jahr 1965 wird ein Markstein in der Geschichte des Trostberger Alpenvereins sein.“ Der Neubau war beschlossene Sache, noch im August begann die Sektion mit den Arbeiten. „Sie haben sich mit dem Bau selbst übertroffen“, sagte Höger anerkennend.
Während der Bauzeit schafften die Trostberger in freiwilliger Arbeit 200 Tonnen Material zu Trostbergs höchstgelegener Baustelle auf etwa 1.400 Metern, ergänzte Hesse. Die Einweihung der Hütte am 23. Oktober 1966 ist ein unvergänglicher Markstein in der damals etwa 90-jährigen Geschichte der Sektion. Die Instandhaltungsarbeiten erfolgten laut Hesse stets unentgeltlich.
Besucheransturm beim Festabend im Hotel „Pfaubräu“: Zahlreiche Gäste tauschten Erinnerungen und Anekdoten aus der Zeit des Baus der Trostberger Hütte aus. Foto: fam
„Wir halten das Bauwerk nach wie vor in Ehren.“ Zweiter Sektionsvositzender Herbert Wunder versprach, weiterhin für das gepflegte Erscheinungsbild der Trostberger Hütte zu sorgen. Foto: fam
„Sie haben sich mit dem Bau selbst übertroffen“, sagte Dr. Herwig Höger anerkennend über die Leistung der Hüttenbauer. Foto: fam
Zahlen und Daten zum Hüttenbau: Robert Hesse sprach von 200 Tonnen Material, das die Trostberger 1965 und 1966 an ihre höchstgelegene Baustelle schafften. Foto: fam
Die Trostberger Hütte ist bis heute ein beliebter Aufenthaltsort für Familien und Gruppen um gemeinsam die Freizeit aktiv zu verbringen – im Winter ebenso wie im Sommer. Rund um die Hütte bieten sich attraktive Wanderziele und Skitouren an. Fotos: Christa Hobmaier, Armin Kain
(20. September 2016)
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