Erläuterten die aktuelle Situation der Flüchtlinge in Trostberg: Regierungsdirektor Florian Amann, Leiter des Sachgebiets Kommunales und Soziales am Landratsamt, 1. Bürgermeister Karl Schleid, Bürgerbüroleiter Alois Kellner, Jugendamtsleiter Franz Feil, Martin Aschauer, Leiter der Landratsamtsabteilung Kreiseigener Hochbau, und Helferkreis-Koordinatorin Waltraud Huber. Foto: fal
„Grenze der Leistungsfähigkeit rückt näher“
Infoveranstaltung zur Situation der Flüchtlinge in Trostberg: Bürgermeister Schleid fordert Solidarität der Landkreis-Kommunen ein
Von Andreas Falkinger
„Die Grenze der Leistungsfähigkeit von Ehrenamtlichen und Verwaltung rückt näher.“ Bürgermeister Karl Schleid hat im Postsaal bei der Informationsveranstaltung zur Flüchtlingssituation in Trostberg die großen Herausforderungen betont, vor denen die Stadt steht. Das Dilemma: Die Zuteilungsquoten werden vom Bund über das Land und den Bezirk von oben nach unten zu den Kommunen durchgereicht, die aber dürfen keine hauptamtlichen Koordinatoren und Betreuer anstellen, weil diese Arbeit gar nicht in den Zuständigkeitsbereich der Städte und Gemeinden fällt.
[sam id=“8″ codes=“true“]Um die Bürger über die Lage Trostbergs bei der Unterbringung von Asylsuchenden umfassend unterrichten zu können, hatte Schleid eine kompetente Referentenrunde zusammengestellt: Auf dem Podium saßen Regierungsdirektor Florian Amann, Leiter des Sachgebiets Kommunales und Soziales am Landratsamt, Bürgerbüroleiter Alois Kellner, Jugendamtsleiter Franz Feil, Martin Aschauer, Leiter der Landratsamtsabteilung Kreiseigener Hochbau, und Helferkreis-Koordinatorin Waltraud Huber.
Demnächst ein hauptamtlicher Betreuer
„Ohne das Netzwerk der Ehrenamtlichen wären die anfallenden Aufgaben nicht zu bewältigen“, sagte Schleid. Einen Lichtblick machte er allerdings aus: Die Regierung von Oberbayern lege ein Programm auf, dass Kommunen, die mindestens 75 Asylsuchende unterbringen, je einen Betreuer finanziert. Das Landratsamt starte in nächster Zeit die Ausschreibung für diese Stelle, die Stadt Trostberg werde diesem Betreuer Räumlichkeiten und einen Arbeitsplatz zur Verfügung stellen, kündigte der Bürgermeister an. „Falls wir dann die für das Programm notwendige Mindestzahl der Flüchtlinge noch nicht erreicht haben sollten, tun wir uns mit Altenmarkt zusammen. Wir kämpfen dafür, dass wir den hauptamtlichen bekommen, ich bin da sehr hart dahinter.“
Derzeit leben laut Schleid 60 Asylsuchende, sechs anerkannte Bewerber und acht unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Trostberg. Das ist ein Flüchtlingsanteil von deutlich unter einem Prozent an der Gesamtbevölkerung. In der Einrichtung in Wäschhausen wohnen 38 Asylsuchende aus Afghanistan, Syrien und Eritrea, in der städtischen Wohnung im Jugendzentrum sind fünf Afghanen untergebracht und im Bahnhofsgebäude sind es vier Flüchtlinge aus Afghanistan und Pakistan. In privaten Wohnungen haben eine vierköpfige nigerianische Familie in der Heinrich-Braun-Straße, eine demnächst sechsköpfige afghanische Familie in der Hauptstraße sowie vier Flüchtlinge in zwei Wohnungen an der Schwarzauer Straße eine Bleibe gefunden. Die sechsköpfige syrische Familie, die in einer Wohnung in der Nikolaus-Streicher-Straße lebt, wurde inzwischen als asylberechtigt anerkannt. „Damit kommt das nächste Problem auf uns zu: Diese Wohnung muss den nächsten Flüchtlingen zur Verfügung gestellt werden. Deshalb brauchen wir eine neue Bleibe für diese Familie, damit sie nicht von asylsuchenden Syrern zu obdachlosen Trostberger Syrern werden.“ Zusätzliche Brisanz hat der Fall, weil die Mutter hochschwanger ist.
„Patenschaft“ angeregt
Um die Betreuung der Flüchtlinge, die in Privatunterkünften leben, zu verbessern, regte Schleid an, ob sich nicht Ehrenamtliche bereiterklären könnten, quasi als Paten für die Familien die Koordination der Hilfe zu übernehmen. „Die Effizienz der Unterstützung könnte gesteigert werden, wenn jede Familie einen fixen Ansprechpartner hätte.“ Das bedeute natürlich nicht, dass der Pate dann auf sich allein gestellt wäre und rund um die Uhr verfügbar sein müsse, präzisierte Waltraud Huber diese Idee.
Schleid sicherte zu, dass Trostberg die Aufnahmequoten erfüllen werde. Allerdings erwarte er von den anderen 34 Gemeinden im Landkreis dieselbe Solidarität. Mit dem Bau der zentralen Unterkunft an der Sepp-Kiene-Straße habe die Stadt das Projekt auf die Reise geschickt, „die Zahlen und der Plan sind realistisch“, hielt der Bürgermeister fest. Die Verwaltung arbeite intensiv daran, dass die Integrationsfähigkeit der Stadt nicht überstrapaziert wird.
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(17. Juli 2015)
Zu diesem Thema hat der Dipferlscheißer eine Meinung: Das Spiel mit der Stimmung.
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