Lesung, Plausch und Musik: Die Trostberger Grünen-Stadträte Hans Stalleicher und Marianne Penn, Grünen-Kreissprecherin Helga Mandl, Schriftstellerin Ruth Rehmann, Biograf Franz Kohout und Grünen-Landtagsabgeordnete Gisela Sengl (von links) halten das Andenken an Sepp Daxenberger in Ehren. Foto: fam
Galionsfigur der bayerischen Grünen
„Sepp Daxenberger – eine grüne Biografie“: Lesung mit Autor Franz Kohout im Postsaal-Gewölbe
Von Michael Falkinger
„Es war erfrischend, ihm zuzuhören.“ So beschreibt die Trostberger Schriftstellerin Ruth Rehmann ihre erste Begegnung mit dem jungen Sepp Daxenberger bei einer Veranstaltung zur Nachrüstungsdebatte, die 1981 stattgefunden hatte. Anlässlich einer Lesung im Postsaal-Gewölbe, in der Franz Kohout sein Buch „Sepp Daxenberger – eine grüne Biografie“ vorstellte, plauderte Rehmann über ihre Erfahrungen mit dem späteren Waginger Bürgermeister, Landtagsabgeordneten und Grünen-Landesvorsitzenden. Hans Stalleicher von den Trostberger Grünen begleitete die Lesung musikalisch. Der singende Stadtrat interpretierte unter anderem Lieder der Biermösl Blosn, die mit Daxenberger befreundet war.
[sam id=“8″ codes=“true“]Rehmanns Eindrücke vom damals noch nicht einmal 20-jährigen Daxenberger kommen auch in Kohouts Buch vor. Bereits Ende Juni war eine Delegation von Grünen aus der Region nach München gefahren, wo Politikwissenschaftler Kohout im Maximilianeum anlässlich der Verleihung des Sepp-Daxenberger-Preises die Biografie vorstellte (wir berichteten).
In Trostberg las der Autor nun auch Auszüge aus seinem Buch, und politische Weggefährten Daxenbergers erinnerten sich an Begegnungen und die gemeinsame Arbeit mit dem Grünen-Politiker, der am 18. August 2010 an den Folgen eines Krebsleidens nur drei Tage nach seiner Frau Gertraud gestorben ist. „Er war ein richtiger Typ“, sagte etwa Grünen-Landtagsabgeordnete Gisela Sengl. Daxenberger habe die Ökopartei in Bayern hoffähig gemacht.
Bei der Podiumsdiskussion 1981 sei Daxenberger ihr wegen seines Muts, sich mit zwei Militärpfarrern anzulegen, aufgefallen, erzählte Rehmann. Thema war die Stationierung der Pershing-2-Raketen in Deutschland. Rehmann und Daxenberger waren noch nicht Mitglieder bei den Grünen, Rehmann engagierte sich bereits in der Friedensbewegung.
Kohout zitiert in seinem Buch Rehmann, die von der Anwesenheit des ihr unbekannten jungen Manns irritiert war, da er wegen seines bäuerlichen Erscheinungsbilds so gar nicht zu den städtischen Bürgern, die der Diskussion beiwohnten, zu passen schien. Doch plötzlich stand er auf und fing „in einer stark dialekt-gefärbten Sprache“ an zu reden: Jesus habe die Waffen und Krieg abgelehnt. Als Petrus dem Kriegsknecht ein Ohr abschlug, habe er gesagt: Stecke das Schwert in die Scheide. Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen. Daraufhin hat einer der Militärpfarrer Daxenberger zurechtgewiesen, dass man das Evangelium nicht dazu missbrauchen dürfe, politische Entscheidungen in Frage zu stellen.
Dafür, Mut zu haben, ohne sich aufzuspielen, habe sie ihn bewundert, ergänzte Rehmann ihre in Kohouts Buch zitierten Erinnerungen. „Komm zu uns“, habe sie Daxenberger damals aufgefordert, der Friedensbewegung beizutreten. Doch er hatte mit den Argumenten „zu wenig Zeit“ und „zu viel Arbeit auf dem Hof“ abgelehnt. „Wir sind aber dann Freunde geblieben“, erzählte Rehmann – und beide sind letztlich bei den Grünen gelandet.
In seinem Buch beschreibt Kohout, selbst Mitbegründer der bayerischen Grünen, die politische, gesellschaftliche und ökologische Situation in den 70er-Jahren, die zur Politisierung Daxenbergers beigetragen hat. Letztlich wurde der Waginger zur Galionsfigur der bayerischen Grünen. „Er ist der authentische, ehrliche, kämpferische Politiker, der aus der Masse der Berufspolitiker heraustritt“, charakterisiert Kohout in seinem Buch Daxenberger. „Sein Heimatbezug, besser gesagt sein Kampf gegen die Zerstörung seiner Heimat, wird nur glaubhaft durch seine enge Verwurzelung in der bäuerlichen Kulturlandschaft des Chiemgaus. Wer könnte dies authentischer vertreten als ein Bio-Bauer? Dafür muss er in seiner Heimat anerkannt, einer der ,Ihren‘ sein. Dies ist er in Sprache und Gestus.“
„Sepp Daxenberger war einer, der die Menschen gemocht hat“, betonte auch Helga Mandl, Sprecherin des Grünen-Kreisvorstands. Daxenberger habe den Menschen zugehört. Daher habe er sich über die Parteigrenzen hinweg und in der Gesellschaft Respekt erworben.
„Der Sepp ist immer dagestanden, wenn wir ihn gebraucht haben“, erinnerte sich Marianne Penn, Sprecherin der Trostberger Grünen. Als Beispiel nannte sie sein Engagement in Trostberg im Dezember 2009: Innerhalb von vier Tagen hatte Daxenberger hier an zwei Solidaritätsveranstaltungen teilgenommen: Am 14. Dezember sprach er bei einer Montagsdemo von Landwirten, die für faire Milchpreise demonstrierten. Am 17. Dezember reihte sich Daxenberger in die knapp 2.000 Menschen zählende Lichterkette ein, mit der die Trostberger und ihre Nachbarn ihre Sorgen über den Verkauf der AlzChem an BluO zum Ausdruck brachten.
Daxenberger sei es stets ein Anliegen gewesen, dass auch in Trostberg ein „grüner Fleck“ entstehe, betonte Penn. Daher habe es ihn sehr gefreut, als er vor neun Jahren von der Gründung des Trostberger Grünen-Ortsverbands erfahren habe. Damals war der Grünen-Politiker bereits im Krankenstand.
(24. November 2015)
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