Das Schebenschlössl ist ein Wahrzeichen Trostbergs und erstrahlt abends im Scheinwerferlicht. Im rechten Trakt befindet sich die Burgkapelle St. Michael. Fotos: fam
Trostberger Wahrzeichen blickt ins Tal
Burgkapelle St. Michael ist beliebte Kulisse für Feiern und Andachten – Kirchenpatron wird am 29. September gefeiert
Von Michael Falkinger
Schloßberg 1 lautet profan die Adresse der Burgkapelle St. Michael. Das kleine Gotteshaus war Teil des Schlosses und der Grenzfeste Trostberg, die schon 1231 bestanden hatten und im 19. Jahrhundert abgebrochen wurden. Die Burgkapelle ist immer noch gern genutzte Kulisse. Im vergangenen Jahr feierte der Verein Trostberger Rittersleut sein zehntes Jubiläum und der Frauenbund gestaltete erst am Freitagabend ein Abendlob. Eine Andacht findet zudem jährlich am Tag des Kirchenpatrons, des Heiligen Michael, am 29. September statt.
[sam id=“8″ codes=“true“]Über die jahrhundertelange Geschichte der Burgkapelle St. Michael gibt eine Niederschrift von Ernest Geiß aus dem Jahr 1839 Auskunft – erschienen im „Oberbayerischen Archiv für vaterländische Geschichte, herausgegeben von dem historischen Vereine von und für Oberbayern“ unter dem Kapitel „Geschichte der Pfarrei Trostberg“. Geiß war zum Zeitpunkt seiner Erläuterungen Kaplan im Allgemeinen Krankenhaus in München. Zudem war er der Ururgroßonkel von Ernst Rieger, der von 1970 bis 2000 Kirchenpfleger der Stadtpfarrkirche St. Andreas Trostberg war.
Mitte des 13. Jahrhunderts war die Burgkapelle St. Michael das einzige Gotteshaus Trostbergs; noch im Jahr 1343 lag Trostberg im Pfarrsprengel von Tacherting. Wie Geiß berichtet, erwarb Herzog Otto der Erlauchte 1251 vom Kloster Baumburg den Platz, an dem später der Markt Trostberg entstehen sollte. „Damals mochte sich in dem Schloße Trostberg schon eine Kapelle befinden“, schreibt Geiß. „Da jedoch der neu angelegte Markt Trostberg immer mehr und mehr anwuchs, so wurde wahrscheinlich den Bewohnern die Schloßkapelle, wenn schon eine vorhanden war, zu klein, oder was gewiß ist, der Weg bis nach Tacherding zu ihrem Pfarrer zu weit, und so beschlossen sie ,vor ihrem margte‘ selbst eine Kirche zu bauen.“
So kam es 1344 zum Beschluss, die Stadtpfarrkirche St. Andreas zu errichten. Bereits drei Jahre nach Baubeginn weihte der Salzburger Weihbischof Ortolph Episcopus Apamiensis die Kirche. Die heutige Form mit der spätgotschen Halle erhielt die Andreaskirche etwa eineinhalb Jahrhunderte später. Nach nur wenigen Jahren Bauzeit weihte der Titularbischof von Hippo, Nikolaus Kaps, am 14. April 1504 – am Weißen Sonntag – die neue Kirche.
Doch zurück zur Burgkapelle St. Michael. „Wahrscheinlich war in dem Schloße Trostberg, wie es in Urkunden von 1251 heißt, schon eine Kapelle oder Kirche vorhanden, die anfänglich den Bedürfnissen der Marktbewohner in religiöser Beziehung genügen mußte“, schreibt Ernest Geiß. Gewiss sei, dass schon in den ältesten Urkunden die Kapelle erwähnt wird.
Anfangs waren laut Geiß eigene Priester in der Burgkapelle. Merkwürdig sei jedoch, dass die Verwaltung dieser Kapelle, die sich doch in dem herzoglichen Schloss befand, der Magistrat des Markts Trostberg versah. „Im Jahre 1426 wurde beinahe die ganze Kapelle nebst einer Dachung neu erbaut und der St. Michaelsaltar auf dem heutigen Platz errichtet“, schreibt Geiß weiter. „Damals scheint auch der St. Katharinen-Altar von dem damaligen Pfleger und Kufner von Trostberg Karl von Ezdorf, dessen Wappen er noch trägt, errichtet worden zu seyn.“
Heutzutage ist die Burgkapelle St. Michael beinahe der letzte Überrest des Schlosses Trostberg. Sie fügt sich ein in das Schebenschlössl, das die Adresse Schloßberg 2 trägt.
Auch im kirchlichen Leben der Stadt Trostberg hat die Burgkapelle St. Michael ihren Platz. Am Freitag feierte der Frauenbund hier eine Andacht. Jedes Jahr findet am Namenstag des Kirchenpatrons, des Heiligen Michael, am 29. September ebenfalls eine Andacht statt.
Die Reste der Burg, zu der die Michaelskapelle gehört, werden gerne als Kulisse für Feierlichkeiten genommen. Im vergangenen Jahr beging der Verein Trostberger Rittersleut hier sein zehntes Jubiläum – in Gewändern, die in der Entstehungszeit der Kapelle getragen wurden.
(23. August 2015)
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