Andrang zur Eröffnung: Die Vernissage der Kunstmeile Trostberg ’17 im Postsaal war sehr gut besucht. Fotos: fal
Der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält
Kunstmeile feierlich eröffnet – Bürgermeister Schleid sagt Unterstützung für Fortsetzung im Jahr 2019 zu
Von Andreas Falkinger
„Wenn das Team für eine Kunstmeile Trostberg ’19 bereit ist, bin ich der erste, der das unterstützt.“ Bürgermeister Karl Schleid hat bei der Vernissage am Donnerstagabend im Postsaal spontan zugesagt, dass Trostberg auch in zwei Jahren wieder Schauplatz für die kulturelle Großveranstaltung sein kann. Dieses deutliche Bekenntnis zur Kunstmeile wurde von den zahlreichen Künstlern und Kunstinteressierten im Saal mit Beifall quittiert.
[sam id=“8″ codes=“true“]Die Organisation der Kunstmeile wird in weiten Teilen in ehrenamtlicher Arbeit gestemmt: Initiator ist der Trostberger Künstler Werner Pink, unterstützt wird er vom Stadtheimatpfleger Dr. Rainer Lihotzky, dem Kulturreferenten Ernst Schilder und dessen Amtsvorgänger Anton Zeitlmayr. Von Seiten der Stadt Trostberg, die die finanzielle Hauptlast der Kunstmeile trägt, koordinieren Dr. Johanna Steiner und Monika Wiedl vom Kulturamt die Aufgaben; dazu kommen noch Aufbauhelfer. Allen überreichte Schleid als Anerkennung kleine Präsente.
Kulturreferent Schilder ging in seiner Eröffnungsrede auf die Beweggründe des Teams ein: Die Kunstmeile sei ein großes integratives Projekt, das von der Zusammenarbeit der Künstler, des Teams, der Stadtverwaltung, der regionalen Wirtschaft, der Politik und der Schulen geprägt sei. Diese Kooperationen machten deutlich, dass Kultur der Kitt ist, der die Gesellschaft zusammenhält. Der Kulturreferent kritisierte die aktuelle politische Diskussion, die Kultur oft auf eine Leitkultur reduzieren will: „Wer Kultur so eng definiert, spricht ihr jede Entwicklungsfähigkeit ab. So wird Kultur statisch, sie muss sich nicht mehr bewegen. Dabei muss uns eines klar sein: Kultur, die sich nicht mehr bewegt, ist tot.“ Dass Kultur in Trostberg lebendig sei, beweise einmal mehr auch das Schülerprojekt, in dessen Rahmen sich Kinder und Jugendliche aus Trostberg und aus Oberösterreich sowie junge Geflüchtete mit dem Thema „Integration“ auseinandergesetzt haben. „Hier wird deutlich: Kunst ist eine Sprache ohne Barrieren. Die Kunstmeile Trostberg schafft Möglichkeiten zum Dialog – zwischen Kindern und Erwachsenen, zwischen Inländern und Ausländern, zwischen Künstlern und Nichtkünstlern.“
An einem Wendepunkt sieht Dr. Lihotzky die Kunstmeile Trostberg: Bislang war der Stahlpark der Energie AG im oberösterreichischen Riedersbach die Quelle, aus der sich die Veranstaltung in den vergangenen Jahren ganz wesentlich gespeist hat. Diese Situation habe sich grundlegend geändert: „Aus dem attraktiven Stahlpark im Grünen ist ein künstlerischer Schrottplatz oder verschrotteter Kunstplatz auf einer ehemaligen Kohlehalde geworden.“ Trotzdem oder gerade deswegen sei das Kunstmeilen-Team dankbar für den guten Willen und die Aufgeschlossenheit der Verantwortlichen der Energie AG um Manfred Pitter. „Ob es dort einen künstlerischen Stützpunkt auch in Zukunft geben wird, muss sich noch herausstellen.“
Das Team habe seine Ziele weiterverfolgt, Kunst in den Alltag zu bringen und Brücken zu bauen zwischen Kunst und Öffentlichkeit. „Wenn es uns jetzt noch gelingt, aus der temporären eine permanente Kunstmeile in Form eines ständigen Skulpturenparks zu installieren, dann haben wir erreicht, was wir wollten: Dass Kunst nicht mehr nur als vorübergehender Fremdkörper im Stadtgebiet, sondern als selbstverständlicher Bestandteil unseres täglichen Lebens auf Dauer empfunden und erlebt wird“, sagte der Stadtheimatpfleger. „Das bisher Erreichte darf uns aber nicht davon abhalten, über die grundsätzliche Struktur künftiger Kunstmeilen ernsthaft nachzudenken.“
In seiner kurzen Ansprache bedankte sich Initiator Pink bei seinen Künstlerkollegen, die ihre Werke kostenlos zur Verfügung gestellt haben und so für die Attraktivität der Kunstmeile sorgen, bei allen Helfern und Sponsoren sowie bei seiner Frau Ines, die ihm bei der Organisation mit Rat und Tat zur Seite stand. Zum Abschluss der offiziellen Eröffnung begeisterte Postsaal-Techniker Daniel Kollmeier das Publikum mit einer Lichtshow, bei der er einzelne Arbeiten und Werkgruppen ins rechte Licht rückte. Die Show soll bei den öffentlichen Führungen wiederholt werden.
Die Ausstellungsräume Atrium, Postsaal und Mittelschule sind täglich von 15 bis 18 Uhr und an den Wochenenden von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Öffentliche Führungen sind für Freitag, 26. Mai., und Freitag, 2. Juni, jeweils ab 17 Uhr geplant. Treffpunkt ist der Postsaal; Anmeldung unter kultur@trostberg.de, Tel. 08621/801-39. Finissage ist am Pfingstmontag, 5. Juni, um 18 Uhr im Atrium am Stadtmuseum.
(19. Mai 2017)
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