„Das Trostberger Schwimmbad sucht seinesgleichen“: Mit dieser Schlagzeile begann heute vor 50 Jahren ein Bericht in der Heimatzeitung. Unser Bild aus dem zweiten Band von Helmut Schuberts „Trostberg – Bilder aus vergangener Zeit“ zeigt das Schwimmbad einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg.
Das Schwimmbad vor einem halben Jahrhundert
12. August 1965: Genau heute vor 50 Jahren sang die Heimatzeitung ein Loblied auf das städtische Freibad
Von Michael Falkinger
Voraussichtlich an diesem Wochenende knackt das Trostberger Schwimmbad die 100.000-Besucher-Marke. Die Beliebtheit des Bads ist ungebrochen. Daher könnte die Heimatzeitung aktuell dieselbe Schlagzeile verwenden, die sie genau heute vor 50 Jahren über einen Bericht gesetzt hat: „Das Trostberger Schwimmbad sucht seinesgleichen“, schrieb Redakteur Rudolf Sewald in der Ausgabe vom 12. und 13. August 1965.
[sam id=“8″ codes=“true“]Anders als heuer waren Sommer und Badesaison 1965 eher enttäuschend. Dennoch gab‘s Tage, an denen im Trostberger Schwimmbad Hochbetrieb herrschte. Einen dieser Tage beschrieb Sewald in einem launigen Bericht, in dem er die Vorzüge des Freibads pries und für den er die Zeitgenossen, die sich dort tummelten, genau unter die Lupe nahm:
„(…) ein richtiger heißer Nachmittag hat seine Reize. Frau Oberwimmer und Frau Unterhuber lassen sich auf der Liegewiese nieder und zaubern unter munteren Reden mit ihren Stricknadeln ein Wollgebilde hervor, das nach seiner Fertigstellung im September als Pullover zu bezeichnen sein wird. Das Fräulein Christa breitet mit geschlossenen Augen 108 Pfund Schönheit auf einem Badetuch aus, um der großflächig der Sonne dargebotenen Haut eine braune Farbe aufbrennen zu lassen. Das Fräulein Johanna nebenan ist ungeachtet der Hitze mit Feuereifer dabei, zusammen mit Edgar Wallace einen durchs Kanalrohr fliehenden Mörder zu verfolgen. Herr Wimmerlhuber entschließt sich, die allmählich notwendig werdende Abkühlung nicht äußerlich, nämlich in einem Schwimmbecken, vorzunehmen, sondern eine Halbe Bier in sein Verdauungssystem einzufüllen. Vier Herren üben sich im Türkensitz und spielen einen gemütlichen Männer-Schafkopf. Die dazugehörigen Ehehälften reduzieren mittlerweile die mitgebrachten Brotzeitbestände und verraten einander Rezepte fürs Schlankbleiben. Im Planschbecken macht ein Vati seinen elf Monate alten Sprößling mit dem nassen Element vertraut, in der Sandgrube rühren ein paar Buben mit dem Wasser einen Baaz an, um eine Festung mit stabilen Mauern zu bauen. Über allem lagert der typische Badelärm, ein vielstimmiges Geschrei aus vorwiegend jubelnden und jauchzenden Tönen. Lautloses Baden wäre unheimlich und auch unmöglich.“
Unter anderem wegen der Lage des Schwimmbads inmitten eines schönen Baumbestands und wegen der gepflegten Rasenflächen bezeichnete Rudolf Sewald es als „innerhalb der näheren Umgebung konkurrenzlos“. So erhielt das Bad großen Zulauf:
„Es sind bei weitem nicht nur Trostbergerische Laute, die hier die Lüfte erfüllen. Schon ein flüchtiger Blick auf die vor dem Badeeingang ziemlich regellos zwischen die Bäume geklemmten Autos verrät, dass hier auch viele Fremde Badefreuden genießen. Die Kennzeichen der Autos reichen nicht etwa nur bis Laufen und Wasserburg, sondern bis Oberhausen, Berlin, Köln, Nürnberg und Karlsruhe. (…)“
(12. August 2015)
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