Roderer-Grundstück vorher – nachher: „Das geht relativ schnell“, sagt Alex Redwitz, geschäftsführender Vorstand der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Trostberg eG, und zeigt auf die Mehrfamilienhäuser, die derzeit auf dem Grundstück entstehen. Fotos. fam
Arbeiten kommen zügig voran
Projekt der Baugenossenschaft auf Roderer-Grundstück nimmt Gestalt an – Noch Unstimmigkeiten bei „Wohnen im Alter“
Von Michael Falkinger
Ein sportliches Programm hat sich die Gemeinnützige Baugenossenschaft Trostberg eG als Ziel gesteckt: Derzeit entstehen im Bereich der Alten Baugenossenschaft zwischen Uferstraße, Wilhelm-Kellermann-Straße und Bahndamm – auf dem so genannten Roderer-Grundstück – drei Mehrfamilienhäuser. Wie Alex Redwitz, geschäftsführender Vorstand der Baugenossenschaft, im Gespräch mit dem Orgelpfeifer sagte, soll das erste Haus am 1. Oktober, das zweite am 1. November und das dritte am 1. Dezember bezugsfertig sein. Baubeginn war Anfang Oktober 2014. „Das geht relativ schnell“, betonte Redwitz.
[sam id=“8″ codes=“true“]Die Arbeiten auf dem Roderer-Grundstück kommen zügig voran. Wilhelm-Kellermann-Straße 10a, 10b und 10c werden die Adressen der neuen Mehrfamilienhäuser lauten. Mitte September soll das Areal komplett erschlossen sein. Die geplante Erschließungsstraße zweigt von der Wilhelm-Kellermann-Straße ab und führt zu Garagen und Carports, die die Wohnhäuser von der Bahnlinie abschirmen. Am Ende der Stichstraße ist ein Spielplatz geplant, mittig ist ein Wendehammer vorgesehen.
20 Wohneinheiten entstehen hier. Die Baukosten für 14 Wohneinheiten der Wilhelm-Kellermann-Straße 10a und 10b betragen 2,2 Millionen Euro. Die Regierung von Oberbayern fördert diese Wohnungen, sofern gewisse Kriterien – Wohnungsgröße und Einkommen – eingehalten sind. Bei elf von 14 Wohnungen ist dies der Fall. Somit können fast alle Mieter aus den Häusern an der Uferstraße 1, 3 und 5 sowie der Lehemeirstraße 1 in diese neuen Wohnungen einziehen, damit an deren Stelle das Projekt „Wohnen im Alter“ entstehen kann. Die Mieter erhalten für die derzeit entstehenden Neubauten einen Wohnberechtigungsschein, den das Landratsamt Traunstein ausstellt. Von diesen 14 neuen Wohnungen werden drei nicht gefördert, weil die Mieter die Voraussetzungen für einen Wohnberechtigungsschein nicht erfüllen, sagte Redwitz. Die Baukosten für das dritte Haus – Wilhelm-Kellermann-Straße 10c mit sechs Wohneinheiten – bezifferte der geschäftsführende Vorstand mit 800.000 Euro.
Nicht mit Stand der Planungen zufrieden
Noch nicht ganz so rund läuft es bei einem weiteren Projekt, das ebenfalls den Bereich der Alten Baugenossenschaft betrifft und das die Genossenschaft im Frühjahr 2016 starten will. Redwitz erläuterte, dass die Baugenossenschaft zwischen Getränkemarkt Winkler und Uferstraße das barrierefreie Projekt „Wohnen im Alter“ realisieren will. Mit dem derzeitigen Stand der Planungen sei die Genossenschaft jedoch nicht zufrieden. Redwitz bemängelte die seiner Ansicht nach zu geringe Flexibilität in Bezug auf den Schallschutz.
„Unsere Bemühungen laufen hier derzeit etwas ins Leere“, sagte Redwitz bedauernd. Nach Meinung der Baugenossenschaft geht das für den Bebauungsplan zuständige Architekturbüro in seinen Plänen nicht genügend auf den Schallschutz ein. Das Büro beharre auf eine Grünachse im Gebiet zwischen Bayernstraße und Uferstraße, sagte Redwitz; die Genossenschaft wünscht sich jedoch, auf diese Grünachse zu verzichten und so die geplanten Häuser weiter von der Straße weg hinein in die Siedlung zu verlagern. Der jetzige Plan sieht im ruhigsten Bereich des Baugebiets Bäume vor, im schall- und lärmbelasteten Bereich die Häuser. Dies ist nach Redwitz Meinung verbesserungswürdig.
Sollte der Status quo des Plans beibehalten werden, müsste die Errichtung einer 57 Meter langen und 4,50 Meter hohen Schallschutzwand baurechtlich geprüft werden. Alternativ kämen nicht zu öffnende Fenster von so genannten schutzbedürftigen Räumen zum Einsatz. „Dies ist den Mietern nicht zumutbar und von uns nicht gewünscht“, stellte Redwitz klar. „Von den Kosten für eine Schallschutzwand ganz zu schweigen.“
Alternativen sollen geprüft werden
Die Genossenschaft regt nun an, zu prüfen, inwieweit in puncto Schallschutz andere Planungsmöglichkeiten berücksichtigt werden können. „Wir hoffen, dass die vorhandenen Schallprobleme die Maßnahme nicht zum Scheitern bringen“, erklärte Redwitz und fügte hinzu: „Die Zeit drängt, weil es für das Projekt ,Wohnen im Alter‘ schon viele Bewerber gibt. Wenn das zu lange dauert, springen sie womöglich ab. Das wollen wir nach Möglichkeit vermeiden.“ Bereits jetzt kämen 25 Bewerber auf 20 Wohneinheiten. Das Projekt „Wohnen im Alter“ sei bestenfalls 2017 bezugsfertig und Teil einer völligen Umgestaltung der Alten Baugenossenschaft, die im Laufe der nächsten 25 Jahre abgeschlossen sein soll.
Auf Anfrage des Orgelpfeifers teilte Andreas Kirchner, Leiter des Bauamts der Stadt Trostberg mit, dass der Plan noch nicht endgültig, sondern lediglich ein Entwurf sei. Es werde intensiv daran gearbeitet, um allen Bedürfnissen gerecht zu werden und wenigstens heuer noch den größten Teil des Verfahrens inklusive Schallschutz erledigen zu können.
Um den Wohnbedarf in Trostberg zu ermitteln, hatte der Seniorenbeirat im März 2014 eine Fragebogenaktion gestartet und dafür an 4310 Bürger ab 55 Jahren Fragebögen versandt, auf denen sie sich anonym zur derzeitigen Wohnsituation äußern und Wünsche formulieren konnten, wie sie im Alter wohnen wollen. 1014 Rücksendungen waren die Folge. Neben zufriedenen Aussagen gab es eben auch Wünsche nach barrierefreiem Wohnraum. Redwitz: „Die Zusammenarbeit mit dem Seniorenbeirat war sehr gut, und wir haben wichtige Erkenntnisse daraus gezogen.“ Die Stadt Trostberg und die Regierung von Oberbayern hatten die Fragebogenaktion finanziell unterstützt.
Der geschäftsführende Vorstand hatte im Seniorenbeirat das Projekt vorgestellt. Wenn im Bereich zwischen Getränkemarkt Winkler und Uferstraße die bestehenden Häuser frei werden, will die Baugenossenschaft sie abreißen und in zwei Bauabschnitten jeweils zehn Wohnungen mit insgesamt 1.200 Quadratmeter Wohnfläche errichten. Es könnten 20 barrierefreie Wohnungen mit 60 bis 90 Quadratmetern Größe entstehen – auf Wunsch auch größer oder kleiner. Im ersten Bauabschnitt sind acht bis zehn Wohneinheiten geplant und weitere acht bis zehn Einheiten in einem zweiten Abschnitt. Es soll auch eine gemeinsame Begegnungsstätte für alle Bewohner geben. Die Baugenossenschaft stellt dabei nur den Wohnraum zur Verfügung und will sich nicht in Betreuung oder Pflege einmischen. Ein Aufzug soll Barrierefreiheit gewährleisten.
Alte Baugenossenschaft wird umgestaltet
Zug um Zug soll auch das übrige Gebiet der Alten Baugenossenschaft in den nächsten 25 Jahren neue Gestalt annehmen. Der zu überplanende Bereich umfasst etwa 3,1 Hektar. Die Regierung von Oberbayern bezuschusst die rund 25.000 Euro Planungskosten mit Mitteln der Städtebauförderung. Die Baugenossenschaft will neue Häuser errichten, Bewohner alter Häuser umquartieren und den alten Baubestand erneuern.
Möglich sei, die bestehende Erschließungsstraße Uferstraße zu einer barrierefreien Wohn-, Spiel- und Kommunikationsstraße ohne Gehsteige umzustrukturieren, erläuterte Architektin Maria Weig, als sie im Juli 2014 dem Trostberger Stadtrat den städtebaulichen Entwurf vorstellte. Derzeit befinden sich in der Alten Baugenossenschaft 100 Wohneinheiten in zweigeschossigen Häusern, künftig sollen 100 bis 120 Wohneinheiten auf dreigeschossige Häuser verteilt werden. Im Plan fällt die Verbindung zwischen Uferstraße und Wilhelm-Kellermann-Straße weg.
Auf Initiative von Benefiziat Josef Widholzer ist die Baugenossenschaft am 19. Oktober 1918 gegründet worden; bereits im Herbst 1919 begann die Genossenschaft auf dem Gebiet der heutigen Alten Baugenossenschaft, die ersten Wohnungen zu errichten. Die Genossenschaft betreut knapp 500 Wohnungen in Trostberg, hauptsächlich im Bereich der Pienzenauerstraße, im Möglinger Feld und in der Alten Baugenossenschaft. Darüber hinaus betreut sie im Sinne der Wohnungseigentumsverwaltung rund 270 Wohnungen in Trostberg, Tacherting und Traunreut.
Das Projekt „Wohnen im Alter“ soll im Bereich zwischen Uferstraße und Getränkemarkt Winkler entstehen. Noch gibt es dabei Unstimmigkeiten beim Thema Schallschutz.
(21. August 2015)
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