Gesucht und gefunden: Andrea Limmer und Christoph Theußl präsentierten sich glänzend aufeinander abgestimmt. Foto: fam
Wortgewaltige Wirtshaus-Prosa
Zwoa Hoibe san aa a Schnitzel! im Postsaal-Gewölbe: Frittierte Katzen und andere Schmankerl
Von Michael Falkinger
Das Mann-Frau-Komikerduo Karl Valentin und Liesl Karlstadt stand 1913 erstmals gemeinsam auf der Bühne, Hanns Meilhamer und Claudia Schlenger präsentierten 1982 zum ersten Mal ihre Figuren Herbert und Schnipsi. Seit einiger Zeit bereichert ein weiteres kabarettistisches bayrisches gemischtes Einzel die Bühnen: Zwoa Hoibe san aa a Schnitzel! alias Andrea Limmer und Christoph Theußl. Mit ihrem Musikkabarett-Programm „Im Guten wie im Schlechten“ begeisterte das Duo sein Publikum im Postsaal-Gewölbe.
[sam id=“8″ codes=“true“]Nun, 100 Prozent bayrisch ist das Duo nicht: Liedermacher Theußl ist Steirer. Aber sei’s drum. Wegen der Ähnlichkeit des Idioms darf er als eingemeindet gelten. Und Limmer ist abwechselnd in Niederbayern und Oberbayern aufgewachsen und deckt damit gleich zwei Regierungsbezirke ab.
„Ja mei, ist das eine G’schnapperte“, mochte sich so mancher Zuschauer denken. Auf den Mund gefallen ist Limmer wahrlich nicht – was angesichts ihrer zierlichen Erscheinung noch auffälliger ist. Dagegen wirkte Theußl zuerst als der eher ruhende Pol des Duos – aber auch nur zuerst.
Beziehung und Tod waren die Themen, denen sich Zwoa Hoibe san aa a Schnitzel! hauptsächlich widmeten. In „Gsund gstoabm“ besang Theußl einen Asketen, der sich sportlich fit hält und kein Gramm zu viel wiegt. Hilft aber alles nix: Am Ende wartet doch nur die Gruft. „Die Moritat vom Bienenstaat“ und „Die Moritat von den zwei frittierten Katzen“ enden – wie sich erahnen lässt – ebenfalls tödlich. Die beiden Stubentiger, die aus eigenem Verschulden in die Fritteuse gerieten, kamen wenigstens noch, schön resch herausgebacken, zum Verzehr. Ein Ende, das ein wenig an die Geschichten aus dem „Struwwelpeter“ erinnerte, bei denen Unachtsamkeiten und Ungehorsam meist drastische Konsequenzen nach sich ziehen.
Wortgewaltig rezitierte Limmer aus ihrem 2013 erschienenen Buch „Freilich – Unvermeidliche niederbairische Wirtshausgrotesken“ mit dem ländlichen Mikrokosmos Dorfwirtschaft als Schauplatz und Wirt Robert und der damenbärtigen Kellnerin Anni als zwei der Protagonisten. Da können schon mal Kulturen aufeinanderprallen – vor allem, wenn ein Ehepaar aus „Hochdeutschland“ im niederbayerischen Idyll der Dorfwirtschaft aufschlägt, einen Empfang erhält, der sich nicht gerade „gmüatlich“ gestaltet, und sich mit der Bestellung von Sieben-Minuten-Pils nicht unbedingt beliebter macht. „I hob nix gegen Preißn, zumindest nix Wirkungsvolles.“
Die Sprache war direkt, die Mundart teils derb, doch glitt sie niemals ins Primitiv-Ordinäre ab, wie es manchmal geschieht, wenn Kabarettisten oder Komiker bayrische Klischees beschreiben wollen. Die Wirtshausdialoge, die Limmer vortrug, waren teils hinterfotzig, aber nicht anrüchig. Niemand brauchte die Nase zu rümpfen.
„Gesucht und gefunden“, kann man über Limmer und Theußl sagen. Schelmisch, hinterkünftig sowie spontan und schlagfertig ging’s da auf der Bühne her. Freunde urkomischen bayrischen Humors und kerniger Wirtshaus-Prosa kamen voll auf ihre Kosten und mussten in puncto gute Unterhaltung nicht mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen – pardon: die Fotzn ans Tischeck hauen.
(20. Februar 2016)
Neueste Kommentare