Vortrag mit Musik: Der Referent Prof. Dr. Martin Doehlemann (links) griff bei den Swingdividualisten am Bass in die Saiten. Foto: fam
Schelme aus Europa und dem Orient
Prof. Dr. Martin Doehlemann hält heiteren Vortrag über Till Eulenspiegel und Nasreddin Hodscha
Von Michael Falkinger
Im Zuge von Globalisierung und Internet ist die Welt zum Dorf geworden und näher zusammengerückt. Aber auch schon vor vielen Jahrhunderten gab es Verbindungen zwischen Europa und dem Orient. Als Beispiele dafür können die zwei Schelme Till Eulenspiegel und Nasreddin Hodscha gelten.
[sam id=“8″ codes=“true“]Über eine mögliche Begegnung der beiden hat der Soziologe Prof. Dr. Martin Doehlemann aus Truchtlaching ein Büchlein verfasst. „Till Eulenspiegel und Nasreddin Hodscha – Zwei Schelme aus alter Zeit als Botschafter der Toleranz. Eine heitere Begegnung“, heißt das Werk, zu dem der Traunsteiner Künstler Helmut Günter Lehmann die Illustrationen beigesteuert hat. Der Verein Kulturkessel hatte in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum einen Abend organisiert, an dem Doehlemann im Atrium am Stadtmuseum über Till Eulenspiegel und Nasreddin Hodscha referierte. Mit von der Partie war Doehlemanns Combo Swingdividualisten, die den Vortragsabend mit Liedern wie „All of Me“, „Bei mir bist du schön“ und „Petite Fleur“ würzte.
Doehlemann las nicht aus seinem Buch vor, sondern schilderte die Schelme samt deren Einzug in die Literatur und erzählte einige Geschichten der beiden. Dass Till Eulenspiegel wirklich gelebt hat, ist wahrscheinlich; bei Nasreddin Hodscha ist es ungewiss. Eulenspiegels Geburtsjahr ist auf 1300 in Kneitlingen am Elm datiert, Hodscha soll im 13. oder 14. Jahrhundert in Anatolien gelebt haben. Eulenspiegel war kein Hofnarr und wurde anfangs auch nicht mit Narrenattributen dargestellt. In späteren Illustrationen wurde die Narrenkappe aber sein wichtigstes Erkennungszeichen, häufig mit „Eselsohren“ oder Schellen besetzt. Hodscha wird mit Turban und verkehrt herum auf einem Esel reitend dargestellt.
Der Unterschied zwischen den beiden: Eulenspiegel maß sich mit seinen „Gegenspielern“, denen er Streiche spielte, mit Geisteskraft, nahm vieles wortwörtlich und bediente sich teilweise sehr derber Sprache. Hodscha brachte seine Witze eher als Philosoph.
„Die Welt wächst zusammen, und Humor verbindet“, heißt es in der Beschreibung zu Doehlemanns Buch. Eulenspiegel und Hodscha könnten auch in aktueller Zeit mit gutem Beispiel vorangehen. Das Publikum im vollbesetzten Atrium amüsierte sich bestens mit den beiden Schelmen. So war der in der Ankündigung gewählte Begriff „Vortrag“ natürlich etwa zu nüchtern. Doehlemann unterhielt seine Zuhörer bestens in lockerer Manier. Die Musik der Swingdividualisten rundete den heiteren Abend ab. fam
(20. Februar 2016)
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