Amüsiert lauschte Chenny Gan den Texten von Rupprecht Mayer. Die Pianistin und der Autor eröffneten den Reigen des Rahmenprogramms der Kunstmeile. Foto: fam
Schmankerl fürs Kunstmeilen-Publikum
Stimmungsvoller Abend mit Pianistin Chenny Gan und Autor Rupprecht Mayer
Von Michael Falkinger
Kunst in Bild, Skulptur, Fotografie, Musik und Wort: Die Kunstmeile, die noch bis Sonntag, 28. Juni dauert, bietet zwar überwiegend bildende Kunst; im Rahmenprogramm haben die Organisatoren aber auch für musikalische Farbtupfer gesorgt. Chenny Gan und Rupprecht Mayer, Three Blue Guitars, das Quartett von Henning Sieverts und das Trommler-Ensemble Jambo waren und sind bei der sechsten Auflage der Kunstmeile mit von der Partie. Den Reigen eröffneten Pianistin Chenny Gan und Autor Rupprecht Mayer, die dem Publikum im sehr gut besuchten Postsaal-Gewölbe einen unterhaltsamen und kurzweiligen Abend bescherten.
[sam id=“8″ codes=“true“] „Klavier und Texte“ lautete kurz und knapp das Motto von Gan und Mayer. Doch hinter diesen drei Wörtern steckte ein Abend, an dem die beiden Protagonisten einen beeindruckenden Einblick in die Bandbreite ihres Schaffens boten: Gan, die aus Klassik-Werken wie „Jesus bleibet meine Freude“ von Johann Sebastian Bach nahtlos in eine Jazz-Nummer überging, sich bei Songs wie „Summertime“ oder „My Way“ mit verspielten Variationen als Herrin über die weißen und schwarzen Tasten bewies und auch mal teils chaotisch anmutende Klänge wie bei „Broken Record Rag… Brr!“ von Guiseppe Lupis zu zähmen wusste. Alles sah mühelos und souverän aus und kam mit einer Leichtigkeit – und immer wieder mit einem Lächeln.
Ein Lächeln, das auch den Texten Rupprecht Mayers galt. Gan, gebürtige Chinesin, und Mayer, der lange in China lebte, präsentierten sich als bestens aufgelegtes Duo. So wie Gan vom Temperament her abwechslungsreiche Stücke vortrug, hatte sich auch Mayer unterschiedliche Texte für das Trostberger Kunstmeilen-Publikum ausgesucht. In seinen Kürzestgeschichten beschreibt Mayer nicht nur – teils sehr sensibel – die Natur und die Umgebung, sondern erzählt auch witzig-ironisch. So lässt er sich eine Opernfreundin empören, weil auf der CD mit der Callas-Live-Aufnahme der „Caro nome“-Arie die fünf Huster ihres Gatten Eugen herausgelöscht wurde, beschreibt, welche Anstrengungen ein neuer Gemeindebewohner auf sich nehmen muss, um seinen Mitbürgern näherzukommen, oder erzählt, wie Friedrich aus Dingolfing sich in Rosenheim einmal über alles klar werden will, sich aber am Ende doch fragt, ob Rosenheim wirklich der richtige Ort dafür sei.
Für Gan und Mayer war am Samstagabend auf alle Fälle Trostberg der richtige Ort. Das Rezept, bildende Kunst mit Musik und Texten zu kombinieren, für das sich die Kunstmeilen-Macher in ihrem Rahmenprogramm erneut entschieden haben, ist wieder aufgegangen.
(25. Juni 2015)
Neueste Kommentare