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Die Trauer ist groß: Die Zwerge weinen um Schneewittchen (Vivien Schellhorn). Fotos: fam
Kindertheater „(K)Ein Apfel für Schneewittchen“ amüsiert Postsaal-Publikum
Von Michael Falkinger
„Und wenn sie nicht gestorben ist… dann ist irgendetwas massiv daneben gegangen.“ So könnte bei Werner Schultes Theaterstück „(K)ein Apfel für Schneewittchen“ die etwas abgewandelte Version der Formulierung am Ende eines Märchens lauten. Das Stück handelt vom kleinen Märchen-Fan Stefanie, die Schneewittchen retten will, ins gleichnamige Märchen hineinspringt und damit für Durcheinander in der Märchenwelt sorgt.
[sam id=“8″ codes=“true“]Nicht für Durcheinander, sondern für Begeisterung sorgten die etwa 20 Kinder, die „(K)Ein Apfel für Schneewittchen“ im Postsaal aufführten. Unter der Regie von Bettina Stelzner hatten die jungen Darsteller – hauptsächlich Kinder aus dem Kinderhort der Trostberger Arbeiterwohlfahrt (AWO) – seit Oktober fleißig geprobt. Diesen Fleiß belohnten die Zuschauer im voll besetzten Postsaal mit dem großen Applaus, den die Kinder und die Helfer, die hinter den Kulissen dafür gesorgt hatten, dass alles reibungslos über die Bühne ging, auch redlich verdient haben.
Stelzner hatte das Projekt im Vorfeld als Integrationsprojekt bezeichnet, da Theaterspielen die Sprache fördere; unter den jungen Akteuren bei „(K)Ein Apfel für Schneewittchen“ waren mehrere Kinder mit Migrationshintergrund mit von der Partie. Alle Kinder hatten ihre Texte gut gelernt; ein, zwei Wortverdreher dürfen in dem jungen Alter da schon mal sein, dem Charme der Aufführung tat’s keinen Abbruch.
Die Handlung von Schneewittchen dürfte bekannt sein, also Schnelldurchgang: Die Königin ist ebenso eitel wie böse und will daher Schneewittchen aus dem Weg räumen, da Schneewittchen schöner als die Königin ist. Schneewittchen beißt in einen vergifteten Apfel und fällt wie tot hin. Die sieben Zwerge betten das Mädchen in einen gläsernen Sarg, ein Prinz verliebt sich in das scheinbar tote Schneewittchen. Beim Abtransport des Sargs fällt dieser zu Boden, dadurch rutscht das giftige Apfelstück aus Schneewittchens Hals, das Mädchen erwacht, und sie und der Prinz heiraten.
So ist der Verlauf, wie ihn sich die Gebrüder Grimm eingebildet haben. Doch die haben die Rechnung eben ohne Stefanie (Arianna Bauer) gemacht, deren Wunsch, ins Märchen zu springen, um Schneewittchen (Vivien Schellhorn) vor der bösen Königin (Alicia Schuster) zu schützen, der Theatergeist (Max Scholz) erfüllt. Gemeinsam mit ihrem Bruder Alex (Lukas Schellhorn) und Kathrin (Binesa Xhakolli) tauscht sie die Apfelstücke und verhindert so Schneewittchens Tod. Die sieben Zwerge (Eray Aslan, Ecrin Atav, Nelly Batt, Emin Guederi, Leonie Kirchweger, Juliane Schweiger und Nathaly Wichary) trauern zwar, doch das Mädchen ist nicht tot. Schneewittchen ist verwirrt über den ungewohnten Verlauf des Märchens, die böse Königin ist natürlich auch not amused – und der Prinz (Tim Wülfert) ist empört. Wen soll er denn jetzt küssen, wenn er nicht auf das tot gehaltene Schneewittchen trifft. Doch bevor der verzweifelte Prinz seinen Entschluss durchsetzt, stattdessen nach Dornröschen zu suchen, da dieses Mädchen ja auch wachgeküsst werden muss, erfüllt der Theatergeist Stefanie einen weiteren Wunsch, das Märchen „Schneewittchen“ doch nach Vorgabe der Gebrüder Grimm enden zu lassen.
Für Amüsement beim Publikum im Postsaal sorgte nicht nur der ungewöhnliche Verlauf des Märchens, der selbst die Protagonisten des Grimm-Märchens überrascht und aus dem Konzept wirft, sondern auch die ungewohnte Sprache – keine Märchen-, sondern Alltagssprache, die Kinder auch auf dem Pausenhof verwenden. „Mir dünkt“ oder Ähnliches sind hier fehl am Platz.
Für besondere Heiterkeit sorgte der Auftritt der sieben Zwerge, die Stiefel an ihre Hosenknie geklebt hatten, auf ihren Knien die Bühne „betraten“, um – so verkleinert – auch tatsächlich als Zwerge zu erscheinen. Den Rest der „überschüssigen“ Teile ihrer Beine hatten sie mit überlangen Kitteln verdeckt. Mit viel Liebe zum Detail hatten Evi und Robert Vollmaier, die für das Bühnenbild verantwortlich zeichneten, ein Zwergenhaus auf die Bühne gestellt, das die Zuschauer auch sehr bewunderten.
Bettina Stelzner, die Kinder und der gesamte Theaterstab haben mit „(K)Ein Apfel für Schneewittchen“ eine gelungene Inszenierung auf die Postsaalbühne gebracht, auf die sie stolz sein und über die sie sich freuen können. Stelzner hat bereits in Aussicht gestellt, dass die Kinder für ihren Fleiß noch eine kleine Belohnung erwartet. fam
Gefährlicher Handel: Die böse Königin (Alicia Schuster, links im Bild) verkauft Schneewittchen (Vivien Schellhorn) einen vermeintlich giftigen Apfel.
(2. April 2015)
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