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Nahm nicht einmal ein Feigenblatt vor den Mund: Bruder Franziskus las den Trostbergern die Leviten. Fotos: fam
CSU-Ortsverband stellt gelungenes Starkbierfest auf die Beine – Bruder Franziskus in Höchstform
Von Michael Falkinger
„Mich freut es ganz besonders, dass doch wieder so viele zum Trostberger CSU-Starkbierfest gekommen sind – aber die meisten wohl nur aus Schadenfreude, um zu sehen, wer derbleckt wird.“ Unmissverständlich hat Bruder Franziskus alias Franz Disterer klar gemacht, wohin die Reise seiner Fastenpredigt führt. Denn derbleckt hat Franziskus so ziemlich alles, was in Trostberg Rang und Namen hat. Egal, ob CSU, SPD, Grüne oder Freie Wähler: Jede Gruppierung bekam die eine oder andere Watsch’n ab. Gelächter und Applaus waren groß. Wie es in einer urbairischen Gemeinderatssitzung abläuft, entlarvte zudem die Theatergruppe Heiligkreuz mit Christian Kellner, Martin Planthaler, Herbert Volzwinkler, Peter Randlinger, Andi Friedrich und Quotenfrau Uschi Salzeder.
[sam id=“8″ codes=“true“]Gibt es überhaupt Aufreger und heiße Themen in einem so beschaulichen Städtchen wie Trostberg? Doch, ja, es gibt sie: Absolute schwarze Mehrheit im Stadtrat, Ausweisung von Baugebieten, merkwürdige Anträge von „Klein“-Bürgern, das Schattenkabinett Seniorenbeirat und Bäume, die einigen im Weg herumstehen. Trostberg – die reine Platanenrepublik.
Natürlich durften das Thema Platanen und der mit den Bäumen verbundene Bürgerentscheid in Franziskus’ Fastenpredigt nicht fehlen. „Vielleicht haben Sie sich gewundert, dass ich hinke: Ich bin beim Hergehen über den Marktmülleranger gegangen und wär’ fast über eine Wurzel von einem der großen Bäume da draußen gestolpert. Die Bäume machen doch die ganze Straß’ kaputt; die machen wir weg, ha? Oder Bürgermeister, mit der CSU-Mehrheit muss das doch gehen! Oder lass ma doch wieder den Bürger entscheiden? Das wird halt dann teuer.“
Das Stühlerücken im Stadtrat ist zwar schon wieder knapp ein Jahr her, doch auch der letzten Kommunalwahl und den Stadträten widmete Franziskus ein paar G’satzl. „Natürlich sind ein paar ausgewechselt worden, wie es halt nach Wahlen so üblich ist. Es ist nun mal so, Politiker und Windeln müssen regelmäßig gewechselt werden – übrigens aus dem gleichen Grund.“ Die absolute CSU-Mehrheit ist fix. Wenn da in den Stadtratssitzungen Robert Liedl (SPD) oder „Strupfenschorsch“ Peter Kirchgeorg (Grüne) wieder recht lange reden, denkt sich die CSU: „Redet nur, beschließen tun wir doch, was wir wollen.“
Trotzdem ist Karl Schleid auf alle Fälle einer der größten Trostberger Bürgermeister aller Zeiten. „Nur der Brandl Sepp und der Schlagberger Hans waren ungefähr gleich groß, alle anderen waren kleiner.“ Da hat auch Hans-Michael Weisky von der SPD keine Chance – „fast schon der Gewohnheitsverlierer bei der Trostberger Bürgermeisterwahl“. Franziskus: „Wer so masochistisch veranlagt ist und in Trostberg als SPDler noch ein zweites Mal gegen den Schleid antritt, der muss eigentlich 60er-Fan sein.“
Und weil er schon bei den Trostberger Sozis ist, widmet er sich auch gleich der SPD-Grande-dame: „Die Griesbeck Gabi gehört eigentlich auch schon zum Inventar des Stadtrats. Sie erscheint zwar optisch immer wieder in neuem, jugendlichem Outfit, allerdings erfragt sie seit neuestem in den Sitzungen immer öfter, was denn in der Sitzung vorher so beschlossen wurde, oder ob über dieses oder jenes Thema überhaupt schon geredet worden ist.“ Franziskus vermutete hier schon eine verwandtschaftliche Beziehung zu Franz Xaver Obermayer von den Freien Wählern: „Der hört’s manchmal nicht, die Gabi weiß halt nicht mehr, ob sie’s gehört hat.“
Franziskus wies Obermayer jedoch ähnlichen Heldenstatus Angela Merkels in der CDU zu. Der „Rappe-Franz von Aspertsham“ ist der Dinosaurier des Trostberger Stadtrats – der Helmut Schmidt der Trostberger Politik.
Über den ersten schützenswerten Wetterfrosch seit Jörg Kachelmann im Gewerbegebiet Waltersham, der „natürlich die ganzen UVAs“ auf den Plan ruft, und unzureichende Zufahrten zum geplanten Baugebiet Dieding bis hin zum ersten Trostberger Flakturm gegenüber dem Stadtmuseum und zu den denkmalgeschützten Gebäuden „aus der prähistorischen Zeit“ an der Traunsteiner Straße: Bruder Franziskus hatte seine Hausaufgaben erledigt und sich in Klausur Ereignisse aus dem Trostberger Stadtgeschehen einverleibt. So blieb er seinem Gelübde treu: „Ich werde auch heute wieder Kanonaden des Lästerns loslassen und nicht einmal ein Feigenblatt vor den Mund nehmen. Aus meinem Mund wird es nur so sprudeln, denn die verbale Inkontinenz ist schließlich mein Geschäft.“
Die Stimmung im voll besetzten Postsaal war bestens. Dafür sorgten nicht nur die Fastenpredigt von Bruder Franziskus, die Einlage der Theatergruppe Heiligkreuz und die Trostberger Stadtkapelle. Auch die Starkbiere von Weißbräu Schwendl und Hofbräuhaus Traunstein sowie die kulinarischen Leistungen von Postsaal-Wirt Rudi Toballa und seinem Team ernteten Zuspruch und Lob der Besucher.
Bürgermeister Karl Schleid machte seinem Ruf als Profi-Anzapfer wieder einmal alle Ehre. Lediglich zwei Schläge brauchte er, um das Starkbierfass anzuzapfen. Bezirksrätin Annemarie Funke hatte dies in einem Tippspiel prognostiziert. Weißbräu Toni Schwendl hatte auf drei Schläge getippt. Josef Schuhmacher, Geschäftsführer des Hofbräuhauses Traunstein, war sehr optimistisch. Sein Tipp: ein Schlag.
(22. März 2015)
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