16 Menschen kamen am 22. Februar 1945 bei einem Angriff alliierter Bomber auf das SKW-Werk ums Leben (linkes Bild). Das rechte Bild entstand 2013 aus der gleichen Perspektive. Fotos: „Trostberg – Bilder aus vergangener Zeit“, Band 2; fam
Als vor 70 Jahren Bomben fielen
Am 22. Februar 1945 starben 16 SKW-Werksangehörige bei einem Luftangriff auf Trostberg
Von Michael Falkinger
Hinter jedem der 16 in Stein gehauenen Namen steht ein tragisches Schicksal. „Den Opfern vom 22. Februar 1945“, lautet die Widmung, mit der Bildhauer und Steinmetzmeister Dieter Schmidt am Ehrenmal auf dem Trostberger Friedhof an 16 Luftkriegsopfer erinnert, die bei einem Angriff alliierter Fliegerverbände auf die SKW ums Leben gekommen sind. Das Ehrenmal, das Stadtpfarrer Helmut Kopp am 23. Februar 1985 geweiht hat, ist damit eines von drei Zeichen, die auf dem Friedhof an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs und dessen Konsequenzen erinnern: Mit einem Kreuz gedenkt die Sudetendeutsche Landsmannschaft an Flucht und Vertreibung; ein Stein ist den Opfern des Faschismus gewidmet. Denn: Auf dem Gelände der damaligen SKW und der heutigen AlzChem mussten 1.000 Häftlinge in einem Außenlager des KZ Dachau arbeiten.
„Bomber- und Jagdfliegerangriffe auf den Gau München-Oberbayern“, titelte das „Trostberger Tagblatt“ am Freitag, 23. Februar 1945. In den Mittagsstunden des 22. Februar hatten Tiefflieger alliierter Bomber- und Jagdverbände Kreisgebiete des Gaues München-Oberbayern angegriffen. Die Zeitung schrieb militärisch-knapp über einen Ort im Landkreis Traunstein, in dem „durch Sprengbomben Personenverluste und Schäden an Wohngebäuden“ entstanden waren, verschwieg aber den Namen des Ortes: Trostberg.
[sam id=“8″ codes=“true“]Die Pressemitteilung verschwieg ebenfalls, dass ein Volltreffer auf das Pförtnerhaus und das Gebäude der Betriebskrankenkasse, in dem sich ein Luftschutzkeller befand, 16 Menschenleben forderte. Die Wucht der Explosion blies das Pförtnerhaus weg, an seiner Stelle gähnte nur noch ein riesiger Trichter.
Ein amerikanischer Bomberverband war vom Westen her angeflogen und hatte vom Schwarzer Berg her Kurs aufs SKW-Werk genommen. Die ersten Bomben trafen die Schwarzau. Die Bomber zerstörten das Haus der Bäckerei Falterer und das des Maurermeisters Bernhard Fuchs fast vollständig und beschädigten weitere Gebäude erheblich. Tote und Verletzte gab es in der Schwarzau nicht. „Gut, dass wir im Luftschutzkeller waren, als es krachte“, zitiert Helmut Schuberts zweiter Bildband „Trostberg – Bilder aus vergangener Zeit“ Betroffene. „Sonst hätte es sehr schlecht ausgeschaut mit uns.“
Umso schrecklichere Szenen müssen sich im Luftschutzkeller der SKW abgespielt haben. 17 Werksangehörige hatten hier Schutz gesucht. Von diesen 17 konnten 16 nur noch tot geborgen werden. Nur Diplom-Ingenieur Hermann Hiltscher überlebte das Inferno – wenn auch schwer verletzt. Telefonist Johann Altenbuchner, die Stenotypistinnen Gisela Fleckinger sowie Anni und Eleonore Bergmaier, Lohnbuchhalter Sebastian Engartner, Hausgehilfin Wilhelmine Götz, Ingenieur Josef Hartmann, Apparatewärter Johann Huber, Chemie-Ingenieur Hans Jäger, Maurer Josef Irgmeier, Architekt Wilhelm Kirschner, Personalsachbearbeiter Alois Plasa, die Buchhalter Martin Reichart und Wilhelm Schmidt, Oberschlosser Adalbert Spar und Elektromonteur Josef Winnichner mussten in den Trümmern ihr Leben lassen.
Das Werk selbst trafen die amerikanischen Bomber nicht, jedoch die Gleisanlagen in seiner Umgebung. Weitere Bomben fielen östlich des Werksgeländes – auf Höhe von Nock und auf der Dietlwiese. „Die Freiwillige Feuerwehr Trostberg unter dem Kommando von Sepp Achatz und die Sanitätskolonne leisteten Hilfe in aufopfernder Weise“, schrieb das „Trostberger Tagblatt“ in seiner Ausgabe vom 22. und 23. Februar 1985, als es über das Ehrenmal und seine Geschichte berichtete. „Hinterher zählte man im Trostberger Gebiet mehr als 200 Bombentrichter, unter anderem auch in Schedling hinter dem Heimathaus.“
Viele Trostberger trieb am 22. Februar 1945 dann doch die Neugier aus dem Haus. Sie gingen in die Schwarzau, um sich die Schäden anzusehen. Beim zerstörten Haus der Bäckerei Falterer lagen Brot, Semmeln und Brotmarken weit verstreut auf der Straße. In der Luft hing noch lange der Geruch von Pulver und Staub.
Es sollte nicht der letzte Angriff gewesen sein. Bereits am 19. März 1945 heulten abermals die Sirenen, die Bomben verursachten aber in der Hauptsache lediglich Flurschäden. Im Mai war es dann vorbei: Truppen der Amerikaner marschierten am Samstag, 5. Mai 1945, aus den Richtungen Altenmarkt und Schnaitsee in Trostberg ein. Zum Zeichen ihrer Herrschaft hissten die GIs am Marienplatz das Sternenbanner und verlasen den dicht gedrängten Trostbergern, was sie in nächster Zukunft zu tun und zu lassen hatten.
(25. Februar 2015)
Auf die Minute genau kam Alwin Kroner zur Welt Hebamme war Frau Huber
und Dr. Wachter war anwesend .
Vielen Dank für die Aufrechterhaltung dieses Artikels. Ich entdeckte es bei der Erforschung eines Sterbebildes für 9 der Opfer des Fliegerangriffs (Druck: A. Erdl, Trostberg). Der Artikel war in der Lage, viel mehr Details über die Tragödie zu liefern.
Die Bombenkampagnen am Ende des Krieges sind nach wie vor äußerst umstritten. Was ist unbestreitbar ist die schrecklichen Kosten im zivilen Leben während Wk2. Dieser Artikel hilft uns, uns an den Schrecken des Krieges und an das Leiden aller Menschen in Konflikten zu erinnern. Es hilft auch, sich an die 16 Menschen zu erinnern, die ihr Leben an diesem kalten Februartag im Jahr 1945 verloren haben.
Wenn wir nicht aus dem Unterricht der Vergangenheit lernen, sind wir verurteilt, sie in der Zukunft zu wiederholen.
Zum Schluss verlasse ich drei Zitate als Gedanken zum Nachdenken.
Bruce in Kanada
„Ich weigere mich, die Ansicht zu akzeptieren, dass die Menschheit so tragisch an die starlose Mitternacht von Rassismus und Krieg gebunden ist, dass der helle Tagesanbruch von Frieden und Brüderlichkeit niemals Wirklichkeit werden kann … Ich glaube, dass unbewaffnete Wahrheit und bedingungslose Liebe das letzte Wort haben wird . “ – Martin Luther King jr.
„Es gibt keine Fahne, die groß genug ist, um die Schande zu bedecken, unschuldige Menschen zu töten.“
– Howard Zinn
„Dad, wie können Soldaten, die sich gegenseitig töten, die Probleme der Welt lösen?“
– Bill Watterson, Calvin und Hobbes: Sonntagseiten 1985-1995: Ein Ausstellungskatalog